Buchbesprechungen

Rezension von walter.habegger@oraris.ch, Waltenschwil (Schweiz) in www.amazon.de. Ein MUSS für alle Hundeausbilder.
Ein Buch das zu Diskussionen anregt, weil der Druck in der Ausbildung einen wichtigen Platz einnimmt. Kritiker übersehen dabei meist das Wort "optimal". Daniel Schwizgebel verwendet die Leine und elektrische Stimulation um diesen Druck zu erzeugen. Für den "normalen" Hundeerzieher fällt jedoch der Einsatz von elektrischer Stimulation ausser Betracht. Unter diesem Aspekt (ausser Acht lassen der elektrischen Stimulation) ist das Buch ein perfekter Leitfaden um seinen Hund zu aktivieren und nicht zu hemmen. Meiner Ansicht nach ist dieses Buch, das z.Zt. beste was zum Thema Hundeerziehung geschrieben wurde.
Rezension von Ursula Zabel in "Der Gebrauchshund" Nr. 1/99. "Besser als was?" möchte man direkt fragen, wenn man diesen Untertitel liest. Eine direkte Antwort gibt der Autor nicht. Zwischen den Zeilen wird allerdings mehr als deutlich, worin die Qualität seiner Ausbildung liegt. Daniel Schwizgebel weist in seinem Buch einen Weg, Hunde zu erziehen und auszubilden ohne unnötige Härte. Direkt von Anfang an fehlerfrei lernen, ist für ihn der Königsweg. Als Realist weiss der Verfasser allerdings, dass dies häufig ein Traum bleibt und wenn erreicht, so doch praktisch nie auf die gesamte Ausbildung, sondern stets nur auf Teile bezogen. So ist auch das Thema Korrektur in seinem Büchlein nicht ausgespart.
Doch der Reihe nach. Zunächst wird der Leser mit den verschiedenen Trainingshilfsmitteln, die bei der Erziehung des Haushundes, aber auch bei der Ausbildung auf dem Hundeplatz bekannt und gebräuchlich sind, vertraut gemacht. Mechanische Hilfen wie Leine, verschiedene Halsbänder oder Wurfobjekte werden vom Verhaltenstherapeut Schwizgebel genauso sachlich bewertet wie elektronische Hilfsmittel. Dabei orientiert er sich an ihren praktischen Einsatzmöglichleiten und -grenzen, seinen Erfahrungen und an den Lernmöglichkeiten des Hundes. Auch Hinweise auf Bewertungen in der Literatur fehlen nicht. Ein Kernsatz seines Buches findet sich am Ende dieses Kapitels: "Denn mit beinahe jedem Hilfsmittel ist sowohl die Ausübung von Zwang oder das Zufügen von Schmerz als auch das Gegenteil möglich. Sinnvoll wäre demnach, zwischen Methoden und Verfahren, die auf Einsatz von Zwang und Schmerz basieren, und solchen, bei denen Hunde gewaltlos ausgebildet werden, zu unterscheiden."
Einen breiten Raum nimmt das Lernen ein. Operantes und klassisches Konditionieren, die zentralen Lernmodelle beim Hund werden unter dem Begriff "assoziatives Lernen" zusammengefasst. Daniel Schwizgebel erklärt ausführlich den wissenschaftlichen Hintergrund und die Versuche, die zu den Lernmodellen geführt haben. Dem Leser wird das Verständnis dadurch erleichtert, dass immer wieder Beispiele aus der Hundeerziehung eingeflochten sind. Die Erläuterungen zu den einzelnen praktischen Übungen sind so beschrieben und mit Grafiken dargestellt, dass man meint, man sähe den Hund arbeiten.
Was motiviert den Hund? Schritt für Schritt erfährt auch der Besitzer des Hundes, dem es nicht in die Wurfkiste gelegt ist, voller Begeisterung mit Hölzchen oder Bällchen zu spielen, welche Möglichkeiten es für ihn gibt, seinen Vierbeiner zu motivieren. Von der Begriffsbestimmung bis zur optimalen Reizintensität und ihrem Erkennen beim Hund reicht das Kapitel Motivation. Und dann fügt sich alles zusammen. Das in den einzelnen Kapiteln Geschilderte wird aufgegriffen und als Gesamtkonzept dargestellt. Wie in einem Rezeptbuch stellt Daniel Schwizgebel seinem Leser eine Möglichkeit vor, zehn Kommandos, von "Sitz" über "Ruhig" bis zum Bringen schrittweise aufgebaut, dem Hund zu vermitteln.
Daniel Schwizgebels "Hunde aktivieren statt hemmen" ist ein anspruchsvolles, leicht lesbares Buch für den interessierten Hundehalter, egal ob Anfänger oder "alter Hase". Sowohl für den gut erzogenen vierbeinigen Begleiter als auch für die Zielsetzung Wettkampf im Schutzhundesport werden Grundlagen des Lernens und der Motivation klar und gut verständlich dargestellt.
Die Theorie ist nie langweilig, da die Beispiele aus dem Hundealltag gut gewählt sind. Natürlich ist nicht alles neu, vieles wird der erfahrene Ausbilder kennen. Aber Hundeausbildung beruht nicht nur auf "machen", erst das Wissen um das "warum" macht sie replizierbar. Dieses Buch gehört in die kynologische Bibliothek der Ausbilder und Hundehalter, die es besser machen wollen.
Rezension von Prof. Dr. Beat Tschanz, Bolligen (Schweiz) in "Hunde" Nr.7/99. Der Verfasser des vorliegenden Buches hat nach Abschluss seines Biologiestudiums mit Schwergewicht Ethologie 1982 eine verhaltenskundliche Praxis eröffnet und sich mit dem Vorbeugen, dem Erkennen und Beseitigen von Störungen im Zusammenleben von Mensch und Hund beschäftigt. Dabei orientierte er sich an Erfahrungen im Umgang mit eigenen Hunden, dem wissenschaftlichen Konzept der klassischen und angewandten Ethologie, an einem in Amerika entwickelten Konzept zum Vermeidungslernen mit Sicherheits- und Entspannungssignalen und an Konzepten der Lern- Wahrnehmungs- und Motivationspsychologie. Gestützt auf seine Erfahrungen als Hundetrainer und Therapeut hat er ein als "Aktivierungstraining" bezeichnetes Trainingssystem entwickelt. Es arbeitet mit potentiell unangenehmen Reizen, die so fein dosiert sind, dass sie korrektes Verhalten des Hundes fördern, so dass die gesamte Trainingssituation vom Hund als angenehm empfunden wird. Im Gegensatz zum Bestrafungs- oder Korrekturtraining, welches auf die Dauer zu einem unsicheren Hund führt, entsteht im Aktivierungstraining beim Hund als Folge der immer wieder bestätigten Bewältigungsfähigkeit Sicherheit. Das zeigt sich darin, dass nach diesem Verfahren trainierte Hunde den Schwanz in arttypischer Ausprägung erhöht und den Kopf mit aufgestellten, nach vorne gerichteten Ohren aufrecht tragen und die zur Ausführung der Kommandos notwendigen Bewegungen lebhaft und kraftvoll ausführen. Mit seinem Buch möchte der Verfasser Ethologen, Tierärzten und interessierten Hundehaltern, die beabsichtigen, eine harmonische Beziehung zu ihrem Hund aufzubauen oder vorhandene Störungen in der Mensch-Tier-Beziehung zu beseitigen, Grundlagen und Anweisungen zur Durchführung des Aktivierungstrainings geben.
In einer harmonischen Beziehung treten gehäuft Interaktionen auf, in denen Mensch und Hund in gegenseitigem Geben und Nehmen gleichermassen profitieren. Eine Störung liegt vor, wenn dem Menschen oder dem Hund durch das Zusammenleben bedingte Nachteile erwachsen. Störendes Verhalten des Hundes lässt sich durch "Gegenkonditionierung" ausschalten. Das heisst, in der problematischen Situation kann eine dem Problemverhalten entgegengesetzte Verhaltensweise durch Kommando abgerufen werden. Das Konkurrenzverhalten zu Weichen oder Flucht ist Sichhinlegen und längeres Verharren in dieser Stellung bei gleichzeitig aufgestellten Ohren; Unterlassen von Lautäusserungen ist das Konkurrenzverhalten von Bellen. Damit das Konkurrenzverhalten verlässlich abgerufen werden kann, wird der Hund darauf trainiert, es auf ein Kommando zu zeigen. Lässt es sich verlässlich abrufen, begibt sich der Halter mit dem Hund in jene Situation, welche das Problemverhalten auslöste und gibt dem Hund das Kommando zur Ausführung der erlernten Konkurrenzreaktion.
Gegenkonditionierung ist ein tragendes Element des in diesem Buch dargestellten Aktivierungstraings. In 11 detailliert ausgearbeiteten Ausbildungsprogrammen wird angegeben, wie es beim Erlernen von Kommandos anzuwenden ist. Die Angaben erfolgen unter Berücksichtigung von Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen aus den Bereichen der Lern-, Wahrnehmungs- und Motivationspsychologie und der Ethologie. Dazu finden sich in den Kapiteln 3-7 leicht nachvollziehbare, durch Abbildungen unterstützte Erläuterungen. In Kapitel 8 wird angegeben, welche Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit in der Trainingspraxis ins Programm eingegangen sind.
Damit ist eine wissenschaftliche Basis zur Behandlung von Störungen bei Hunden vorhanden. Das macht erstmals möglich, Grundlagen und Vorgehen beim herkömmlichen Korrektur- und neuen Aktivierungstraining nach wissenschaftlichen und praxisbezogenen Kriterien zu vergleichen. Unter anderem wird auf folgende Punkte hingewiesen: Im Aktivierungstraining wird die Zunahme erwünschten Verhaltens angestrebt; es werden anregende Reize geboten, zu bewältigende Aufgaben gestellt und damit dem Hund ermöglicht, zu Sicherheit zu gelangen. Im Korrekturtraining ist die Abnahme unerwünschten Verhaltens angestrebt, es werden hemmende Reize geboten und nicht zu bewältigende Aufgaben gestellt, was zu Unsicherheit führt.
Wer sich die offensichtlichen Vorteile des Aktivierungstrainings voll zunutze machen will, hat sich einer intellektuellen Herausforderung zu stellen. Wer sie annimmt, kann zu einem Verfahren gelangen, das nach Angaben des Verfassers sowohl den legitimen Anspruch des Hundehalters nach einer optimalen Verhaltenskontrolle Realität werden lässt, als auch die Erfüllung der zentralen Bedürfnisse des Hundes nach Verständnis, Zuneigung und echter Autorität und Partnerschaft gewährleistet.
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